Inkontinenz – Ursachen, Symptome & Lösungen
Blasenschwäche, auch bekannt als Harninkontinenz, ist gekennzeichnet durch einen unwillkürlichen Urinverlust, der zu jeder Tageszeit auftreten kann. Dies kann von einigen Tropfen bis zum gesamten Inhalt der Blase reichen.
- 1 Was ist Inkontinenz / Blasenschwäche?
- 2 Verschiedenen Arten der Inkontinenz
- 3 Folgen einer Inkontinenz
- 4 Woran erkennt man eine Inkontinenz?
- 5 Risikofaktoren
- 5.1 Sport als Risiko
- 5.2 Ungesunde Lebensweise
- 5.3 Haltungsfehler
- 5.4 Übergewicht
- 5.5 Schwangerschaft und Geburt
- 5.6 Starke punktuelle Belastungen
- 5.7 Nachlassen von Gefühl und Lust beim Sex
- 5.8 Menopause
- 5.9 Sport als Risiko
- 5.10 Ungesunde Lebensweise
- 5.11 Haltungsfehler
- 5.12 Übergewicht
- 5.13 Schwangerschaft und Geburt
- 5.14 Starke punktuelle Belastungen
- 5.15 Nachlassen von Gefühl und Lust beim Sex
- 5.16 Menopause
- 6 Ist Inkontinenz irreversibel?
- 7 Wie kann man Inkontinenz verhindern?
Was ist Inkontinenz / Blasenschwäche?
Nach wie vor ist Inkontinenz ein Tabuthema obwohl alleine in Deutschland über 8 Millionen Frauen davon betroffen sind. Alter, berufliche und persönliche Umstände sind jedoch keine zuverlässigen Indikatoren. Alle Frauen können irgendwann von Blasenschwäche betroffen sein. Inkontinenz stellt ein echtes Problem für unsere Gesellschaft dar, denn 1 von 10 Frauen leidet an ausgeprägter Harninkontinenz. Die meisten Frauen leiden im Stillen und suchen keine professionelle Hilfe, weil es ihnen oft peinlich ist oder sie sich schämen, über das Problem zu sprechen. In den meisten Fällen lassen sich jedoch einfache Lösungen finden, um den ungewollten Harnverlust schnell zu bekämpfen und zu verringern, selbst wenn die Inkontinenz bereits seit mehreren Monaten oder Jahren besteht.
Verschiedenen Arten der Inkontinenz
Stress-Inkontinenz / Belastungsinkontinenz
Sie ist gekennzeichnet durch einen geringen, ohne vorheriges Bedürfnisgefühl auftretenden Ausfluss in Form eines Strahls. Dies tritt hauptsächlich bei körperlicher Anstrengung im Alltag (z. B. beim Sport, beim Tragen schwerer Lasten usw.), aber auch beim Husten, Lachen oder Niesen plötzlich auf. Hierzu zählt auch die so genannte Giggle-Inkontinenz, sich sprichwörtlich vor Lachen in die Hose machen. Bei schwerer Inkontinenz kann es schon bei geringer Anstrengung, z.B. beim Aufstehen von einem Stuhl, zum Urinverlust kommen. Dies ist die häufigste Form der Inkontinenz bei Frauen (50 % der Fälle).
Drang-Harninkontinenz
Die auch als Dranginkontinenz bezeichnete Inkontinenz ist durch einen unkontrollierbaren und dringenden Harndrang gekennzeichnet, der nicht bis zum Erreichen einer Toilette zurückgehalten werden kann. Im Gegensatz zur Belastungsinkontinenz gibt es keine äußeren Auslöser. Der Harndrang tritt plötzlich auf und lässt sich nicht aufhalten. Es gibt jedoch Situationen, die dieses Phänomen verschlimmern können: Eine der bekanntesten ist das Symptom „Schlüssel in der Tür“, das zu plötzlichem und unkontrollierbarem Harndrang führt. Es wird auch oft als „überaktive Blase“ bezeichnet, weil der Harndrang häufig und mit kleinen Urinmengen auftritt. Es handelt sich um eine seltene Form der Inkontinenz bei Frauen.
Gemischte Harninkontinenz
Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus den beiden oben genannten Formen der Inkontinenz: Belastungs- und Dranginkontinenz. Ein Drittel der Frauen leidet unter dieser Form der Inkontinenz, bei der sowohl der Harndrang bei Belastung als auch der unerwartete Harndrang auftritt.
Stuhlinkontinenz
Bei einer Stuhlinkontinenz oder auch Darminkontinenz genannt kommt es zu ungewollten, unkontrollierten Verlust von Stuhl oder Darmgasen. Der Stuhl kann fest und/ oder flüssig sein. Alleine in Deutschland leiden über 5 Millionen Menschen an den Symptomen von Stuhlinkontinenz. Die Anzahl der Betroffenen wird oft als viel geringer eingeschätzt, da das Thema immer noch ein großes Tabu für viele Patienten darstellt.
Folgen einer Inkontinenz
Inkontinenz beeinträchtigt die Lebensqualität von ⅔ der betroffenen Frauen: familiär, sozial, sexuell oder beruflich, die Folgen sind vielfältig. So erleben die Frauen beispielsweise eine Einschränkung ihrer körperlichen und sportlichen Aktivitäten sowie eine Beeinträchtigung der sozialen und persönlichen Aktivitäten, aber auch psychologische und emotionale Auswirkungen oder eine Beeinträchtigung der Qualität des Schlafs und der sexuellen Beziehungen. Viele Betroffene schränken sich aufgrund von Scham oder Angst selbst stark ein und verzichten auf Sport, Treffen mit Freunden etc.
Wird die Inkontinenz nicht behandelt, kann es zu gravierenden Folgen wie einer Senkung der Organe, auch Prolaps genannt, kommen. Der zu sehr erschlaffte Beckenboden kann sich vorwölben oder unter den knöchernen Beckenausgang absinken, so dass er seine Stützfunktion nicht mehr erfüllen kann. Die Organe können dann allmählich absinken, bis sie außerhalb des Beckens landen.
Woran erkennt man eine Inkontinenz?
Funktionsweise der Blase
Die Harnblase ist eine Art Zwischenspeicherorgan für den von den Nieren produzierten Urin. Sie ermöglicht es uns den Urin bewusst abzugeben. Die Blase selbst besteht dabei aus einem kugelförmigen Muskel und liegt gut geschützt im Becken. Im Schnitt hat ein Mensch ein Blasenvolumen von 300 bis 500 ml.
Eine unwillkürliche Entleerung der Harnblase verhindert der Schließmuskel. Der äußere Teil des Schließmuskels kann bewusst gesteuert werden. Während diesem Vorgang wird stetig Druck auf die Blase ausgeübt.
Wenn der Beckenboden geschwächt ist, übersteigt dieser Druck leider die Schließkraft des Schließmuskels und führt zu ungewolltem Urinaustritt. Eine Schwangerschaft, Übergewicht oder ein Hormonmangel in den Wechseljahren sind zusätzliche Faktoren, die zu einer Schwächung der Beckenbodenmuskulatur beitragen können.
Anzeichen und Symptome
Nur 10 % der Frauen mit Blasenschwäche sind sich ihrer Inkontinenz bewusst und betrachten sie als Problem (Kuhn et al. 2006). Oft schämen sich diese Frauen im Alltag und tragen einen Schutz. Wieder andere sind der Meinung, dass sie nicht inkontinent sind und passen ihre Aktivitäten an, um „riskante“ Situationen zu vermeiden. Verdrängung, Angst und falsche Scham verhindern oftmals eine effektive Problembewältigung . Dabei gibt es mittlerweile Lösungen, die Betroffenen schnell und langfristig helfen können.
Es spielt keine Rolle, wie oft oder wie viel. Selbst der Verlust einer sehr geringen Urinmenge hat wahrscheinlich mit Harninkontinenz zu tun! Schwierigkeiten, den Urin zurückzuhalten, Blähungen, mangelndes Gefühl und/oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Schweregefühl in der Scheide… Das alles sind Signale, einen Arzt aufzusuchen, um dieses (Inkontinenz)-Problem zu lösen.
Risikofaktoren
Es gibt viele verscheidene Risikofaktoren, die eine Blasenschwäche begünstigen. Nachfolgend handelt es sich nur um eine Auswahl und nicht um eine vollständige Liste.
Ist Inkontinenz irreversibel?
Wie wird Inkontinenz behandelt?
Es gibt viele Behandlungsmöglichkeiten für Harninkontinenz. In den meisten Fällen kann die Blasenschwäche durch eine geeignete Lösung, wie z. B. Beckenbodentraining, gelindert oder geheilt werden. In der Vergangenheit wurde das Pipi-Stop / Stop-Pinkeln (Unterbrechung des Urinflusses beim Wasserlassen) als Methode des Beckenbodentrainings empfohlen. Mittlerweile ist diese Trainingsmethode überholt und wird kaum mehr praktiziert. Bei häufiger Ausübung kann es zu Harnwegsinfektionen, aber auch zu einer „schlechten neurologischen Programmierung beim Wasserlassen“ führen. Als Folge von zu häufigem Pipi-Stop können zudem Harnwegserkrankungen auftreten.
Je nach Schweregrad und Art der Inkontinenz können andere medizinische oder chirurgische Lösungen in Betracht gezogen werden. Eines ist sicher: Inkontinenzeinlagen und -hosen sind KEINE geeignete und dauerhafte Lösung. Harninkontinenz ist nicht tödlich und kann meist gut behandelt werden.
Wen sollte ich konsultieren?
Ärzte und Ärztinnen können Dir helfen, eine Lösung für Deine Blasenschwäche zu finden, und/oder Dich an Spezialisten verweisen. Zögere nicht, das Thema mit Deinem Hausarzt, Urologen, Gynäkologen, Physiotherapeuten, Hebammen usw. zu besprechen. Heutzutage sprechen die Wenigsten von sich aus mit ihren Patienten über dieses Thema, also zögere nicht, den ersten Schritt zu machen.
Wie kann man Inkontinenz verhindern?
Stärke Deinen Beckenboden!
Der Beckenboden ist ein Muskel wie jeder andere in unserem Körper. Er ist zwar unsichtbar und er wird sogar allzu oft vergessen, aber das macht ihn nur umso wichtiger. Man sollte sich ein Leben lang um ihn kümmern, denn er ist immens wichtig für den ganzen Körper. Ein starker Beckenboden verhindert Inkontinenzprobleme und stärkt die Körpermitte. Wie mit allen Muskeln ist ein regelmäßiges Training der Schlüssel zum Erfolg. Dabei gibt es verschiedene Methoden und Übungen, die auch ein wenig von Deiner Präferenz abhängen. Es gibt keine Altersgrenze, um mit dem Training zu beginnen. Selbst wenn man mehrere Monate oder Jahre nach der Geburt mit Beckenbodentraining beginnt, ist das Training noch sinnvoll und hilft bei bereits existierenden Problemen und ganz besonders auch präventiv.
Medizinische Fachkräfte
Bei der Beckenbodentherapie mit einer medizinischen Fachkraft ist zunächst das Kennenlernen des eigenen Körpers und die Wahrnehmung des Beckenbodens das erste Ziel. Hierfür wird der anatomische Aufbau erklärt und langsam das Verständnis für die Muskeln ud wie diese angesteuert werden können, aufgebaut.
Nach Erlangung dieses Basis-Wissens beginnt das eigentliche Training. Hierfür werden Übungen durchgeführt, die darauf abzielen die individuellen Schwächen zu bekämpfen. Viele dieser Übungen überlappen mit Übungen aus dem Bereich der Gymnastik. Wichtig hierbei ist, die Patientin für die richtige Ausführung zu sensibilisieren. Beim Beckenbodentraining mit Therapeut:in handelt es sich keinesfalls um eine Massage sondern um die aktive Stärkung von Muskelgruppen. Die erlernten Übungen sollten dann anschliessend zu Hause fortgesetzt werden um die gewünschten Therapieerfolge zu erzielen.
Weitere Trainingsmethoden
Physiotherapeuten und Hebammen sind die medizinischen Fachkräfte, die sich besonders dem Beckenboden widmen. Hier eine kurze Übersicht zu weiteren Methoden:
- Elektrostimulation: Hierbei stimulieren elektrische Impulse den Beckenboden. Die Patientin muss also den Beckenboden nicht selbst anspannen. Diese passive Methode eignet sich besonders für Personen mit einem sehr schwachen Beckenboden. Ergänzend dazu bietet sich Biofeedback an.
- Biofeedback: Bei dieser Methode spannt die Patientin ihren Beckenboden eigenständig an. Mit einer Vaginalsonde werden die Beckenbodenkontraktionen gemessen, und auf einem Bildschirm oder Smartphone visualisiert. So erkennt die Patientin, ob sie die Übungen richtig ausführt. Diese aktive Trainingstechnik fördert das Bewusstsein für den Beckenboden und das richtige und effektive Training.
Um den Fortschritt des Beckenbodentrainings über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten und den Muskel nachhaltig zu trainieren, empfehlen die medizinischen Fachkräfte dringend, den Beckenboden täglich zu Hause zu trainieren. Meist werden 6-10 Sitzungen durchgeführt, was ein sehr guter Start ist und vor allem das Bewusstsein für diesen versteckten Muskel fördert. Anschließend sollte aber unbedingt eigenständig regelmäßig weiter trainiert werden.
Zu Hause
Die Experten empfehlen eigenständiges Training zu Hause. Entweder als Ergänzung zu Kursen oder als Training in Eigenregie, regelmäßiges Training ist unumgänglich um optimale Resultate zu erzielen. Variierende Übungen wie schnelle Kontraktionen, längeres Halten der Spannung, allgemeine stabilisierende Übungen und das richtige Entspannen sollten den Kern des Trainings bilden.
Mittlerweile gibt es einige kostenlose mobile Anwendungen mit Übungen zur Stärkung des Beckenbodens. Die kostenlose App „Emy – Kegel-Übungen“ ist eine davon und bietet neben abwechslungsreichen Spielen auch eine Funktion zur Verfolgung des eigenen Fortschrittes. Die Spiele sind nach der anerkannten Trainingsmethode P.E.R.F.E.C.T. Schema aufgebaut und basieren auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Zusätzlich gibt es viele hilfreiche Tipps und Tricks von Fachleuten. Außerdem gewährt die App Zugang zu weiteren informativen Inhalten rund um den Beckenboden. Ein wahrer Allrounder und der perfekte Einstieg ins Beckenbodentraining.
Es gibt also keinen Grund bei Inkontinenz zu verzweifeln. Du bist nicht hilflos und solltest dichschon gar nicht dafür schämen. Viel wichtiger ist es, dass du etwas dagegen tust. Und zwar Beckenbodentraining! Du kannst mit dem Training auch schon beginnen, bevor es zu spät ist, denn Prävention ist die effektivste Medizin gegen Blasenschwäche.